Kalmus (Acorus calamus) ist eine relativ unbekannte, aber weitverbreitete Heilpflanze, die überwiegend in sumpfähnlichen Regionen beheimatet ist.
Die Geschichte der Pflanze reicht weit in die Vergangenheit zurück und findet ihre Erwähnung in der frühen römischen und griechischen Medizin.
Aber auch indianische Urvölker nutzten Kalmus für volksmedizinische Zwecke. Hier wurde die Pflanze auch sehr häufig für bewusstseinserweiternde Rituale verwendet. Die Wirkstoffe der Pflanze können auch mittels Verdampfer gelöst und inhaliert werden.
Wir wollen dieses Pflänzchen beleuchten und ins rechte Licht rücken: Was steckt drin in diesem Kraut? Wie kann man es erkennen und lässt es sich gar in unserer Umgebung sammeln? Finden wir es heraus und legen los…
Kalmus (Acorus calamus) – auf einen Blick
Familie: Araceae (Aronstabgewächse)
Gattung: Kalmus (Acorus)
Herkunft: Kalmus ist ursprünglich in Zentralasien oder Indien beheimatet, er wird manchmal auch als indisches Kalmus bezeichnet. Ebenso kann er auf Sri Lanka und im Himalaya gefunden werden. Mittlerweile ist die Pflanze durch Kultivierung auf der ganzen Welt verbreitet.
Lebensraum: Die Heilpflanze ist überwiegend an langsam fließenden Gewässern, an Seen und Bächen zu finden. Er besiedelt Gebiete bis in eine Höhenlage von zirka 1200 m.
Hauptwirkstoff(e): ätherische Öle, a-Asaron und ß-Asaron
Hauptwirkung: psychotrop (angeblich), tonisierend, sedierend
Droge: Rhizom (Kalmuswurzel), Kalmusöl
Rechtslage: Kalmus ist in Deutschland legal. Es gibt Beschränkung bezüglich der enthaltenen Asaron – Menge.
Synonyme
- Ackermagen, Ackerwurtz
- Ackerwurz, Acore, Canna
- Acore aromatique, Acore odorant
- Acore vrai, Acori, Acoro
- Ajil-i-turki (Persisch)
- Akoron (Griechisch)
- Bajegida (Kannada), Beewort
- Bhadra (Sanskrit), Calamus
- Water flag, Sweet rush
Pflanzenbestimmung & Erkennungsmerkmale
Acorus calamus ist eine Pflanze, die mehrere Jahre alt wird und einmal im Jahr blüht. Die Wuchshöhe der Pflanze ist dabei relativ unterschiedlich, im Mittel liegt diese bei ca. 70 – 100 Zentimetern. Einige Exemplare schaffen es sogar auf eine stattliche Höhe von 120 cm.
Kalmus hat einen kriechenden Wurzelstock, der in etwa 1-3 cm dick ist und einen sehr aromatischen Duft besitzt. Der Stil ist mit seiner dreikantigen Form typisch für diese Pflanze.
In Mitteleuropa blüht der Kalmus zwischen Juni und Juli. In seinem Heimatland Indien trägt er sein Blütenkleid zwischen April und Juni.
Der Kalmus wird aufgrund der vorhandenen Ähnlichkeiten oft mit den Arten Acorus gramineus, Iris pseudoacorus (Schwertlilie) und Iris versicolor verwechselt.
Bei einer flüchtigen Betrachtung kann die Pflanze in unseren Breiten nur schwer von Schilf unterschieden werden. Den einzig wirklich guten Anhaltspunkt liefert der seitlich wachsende, schräg nach oben stehende Blütenkolben.
Blüten
Betrachtet man sich die Pflanze zur Blütezeit, so sieht es so aus als würde der Blütenstand zur Seite wachsen. Wer hier eine typische Blüte vermutet, wird lange suchen, um diese beim Kalmus zu finden.
Die zwittrigen Blüten sind äußerst klein und unscheinbar (3 – 4mm breit). Sie sind grüngelb und sitzen an einem Blütenkolben, der 5 – 8cm lang werden kann.
Auch wenn sie kaum zu sehen sind-die Blüte besitzt auch Blütenhüllblätter, diese sind maximal 1mm lang und kapuzenförmig.
Blätter
Die Blätter des Kalmuskrauts sind schwertförmig und erinnern stark an die Blätter einer Schwertlinie. Die Färbung der Blätter ist grün bis gelbgrün, zum Rand hin bilden sich teilweise starke Wellen.
Früchte
Kalmus vermehrt sich in Mitteleuropa ausschließlich vegetativ über die Wurzelstöcke und deren Wachstumsdrang, Früchte reifen hier nicht aus.
In Amerika bildet die Pflanze nach der Blüte Samen aus. Diese fallen vom Kolben ab, der sich dadurch auflöst.
Herkunft und Verbreitung
Die ursprüngliche Herkunft der Kalmus ist nicht eindeutig lokalisiert, er entstammt aus Zentralasien oder Indien. Auch auf Sri Lanka und im Himalaya Gebirge lässt sich das Kraut häufig antreffen.
Durch die intensive Kultivierung hat sich diese Pflanze über die ganze Welt verbreiten können. Nach Mitteleuropa schaffte es die Pflanze erst im 16. Jahrhundert.
Zu finden ist es hier überwiegend in flachen Uferbereichen von Sümpfen und Teichen sowie langsam fließenden Gewässern.
Wirkung und Anwendungsgebiete
Der Kalmus ist der ayurvedischen Medizin ein willkommener Gast unserer Mutter Natur. In diesem Bereich wird überwiegend das getrocknete Rhizom genutzt. Eingesetzt wird es bei Schlaflosigkeit, Melancholie, Neurosen, Hysterie, Gedächtnisverlust, Epilepsie, Ohrensausen (Tinnitus), Fieber und bei leichten Depressionen.
Die beruhigende, hirntonische und durchblutungssteigernde Wirkung des Krauts wirken positiv auf unser Gehirn. In der ayurvedischen und tibetischen Medizin gilt diese Pflanze als „geistbewegendes Heilkraut“.
Die getrocknete Wurzel hat als Räucherwerk somit eine geistaufhellende Wirkung und stärkt unser Gehirn nachhaltig. In Tibet wird das Kraut oft als Nervenstärkungsmittel und als Meditationshilfe (erhöhte Konzentration) verbrannt.
Amerikanische Urvölker verwenden diese Heilpflanze äußerst vielseitig als Medizin. Hier kommen Abkochungen der Wurzel bei Magen & Darm- sowie Verdauungsproblemen zum Einsatz. Das Kauen der Wurzelstücke soll bei Erkältungen, Kopfschmerzen sowie bei Problemen im Bronchialbereich helfen.
In der traditionellen chinesischen Medizin kommt die Wurzel der Art Acorus grarnineus ebenfalls zum Einsatz. Hier werden Konzentrationsmangel, Schwerhörigkeit, Geisteskrankheiten, Völlegefühl und Gastritis als Schwerpunkte genannt.
In der Homöopathie wird der Kalmus überwiegend als Mittel bei Verdauungsbeschwerden verwendet. Aufgrund seiner Nebenwirkungen, aber nur bestimmte Varietäten der Pflanze.
Kalmus ein Halluzinogen?
Die halluzinogene Wirkung von Kalmus soll auf das enthaltene Asaron zurückzuführen sein. Allerdings ist es eher umstritten, ob dieses Kraut überhaupt irgendeine Art von visionärer Wirkung aufweist.
Zusammengefasst:
- Beruhigend, hirntonisch
- Geistaufhellend, konzentrationsfördernd
- Nervenstärkungsmittel
- Verjüngungsmittel
- Auswurffördern, rachentonisch
- Antihypertonisch, gegen Fieber
- Entgiftend, antiseptisch
- Positive Effekte auf die Libido
- Halluzinogen (umstritten)
- Leicht euphorisch, erweckend & stimulierend, bei Depressionen
Nebenwirkungen
Aufgrund des hohen β-Asaron Anteils im indischen Kalmus werden in vielen Ländern die verdauungsfördernden Mittel nicht länger verwendet. Der Grund dafür sind Tierversuche, die ergaben, dass das β-Asaron fruchtschädigend und mutagen ist.
Wichtig dabei ist die Tatsache, dass die bei uns kultivierten Kalmus-Pflanzen β-Asaron-frei sind. Produkte aus diesen Varietäten sind somit nicht schädlich.
Sämtliche Kalmusprodukte sind während der Schwangerschaft zu meiden. Es wird vor einem Konsum während dieser Zeit gewarnt.
Inhaltsstoffe
Die Wurzel der Kalmuspflanze ist voll mit ätherischen Ölen (bis zu 5%) , Bitterstoffen, Gerb- und Schleimstoffen.
Wichtig dabei ist die Tatsache, dass die bei uns kultivierten Kalmus-Pflanzen β-Asaron-frei sind. Produkte aus diesen Varietäten sind somit nicht schädlich.
- Die ätherischen Öle sind: Decadienal, Caryophyllen, Humulen, Curcumen, und β-Asaron
- Bitterstoffe: Acoron, Acorin, Neoacoron
Die chinesische Varietät enthält außerdem noch Eugenol, Safrol, a-Humulen und Sekishon.
Acorus calarnus ist frei von β-Asaron und kann somit nicht mit den beschriebenen Nebenwirkungen in Verbindung gebracht werden.
Geschichtliches
Der Kalmus hat eine uralte Geschichte. Die gegebenenfalls älteste Erwähnung der Pflanze ist in chinesischen Quellen zu suchen. Im altchinesischen Shih Ching (das Buch der Liefer) wird die verwandte und deutlich kleiner Art Acorus gramineus das erste Mal erwähnt (ca.1000 – 500 v. Chr.).
Im 13. Jahrhundert fand der Kalmus seinen Einzug in Europa. Die Tataren haben dieses Heilkraut eingeschleppt, da sie es zur Desinfektion von Trinkwasser nutzten.
Von da an verbreitete sich die Pflanze in Europa und war im ausgehenden Mittelalter sehr gut bekannt und als Heilpflanze beliebt.
Ob die Pflanze in Amerika bereits zur präkolumbischen Zeit beheimatet war, ist nicht bekannt.
Namensgebung & Synonyme
Heute ist dieses Heilkraut unter dem Namen Kalmus bekannt, eher seltenere Varianten sind Kalmes und Kalmser. Der Ursprung des Namens liegt im griechischen κάλαμος (kálamos) und bedeutet so viel wie „Halm“, „Rohr“.
Weitere deutsche Bezeichnungen für dieses Kraut sind:
- Ackerwurz, Magenwurz, Schwertheu, deutscher Ingwer
- Kalmuswurzel, Gewürzkalmus
- Englisch: sweet flag
Zubereitung, Dosierung und Anwendung von Kalmus (Acorus calamus)
Der am häufigsten konsumierte Pflanzenteil ist die Kalmus Wurzel. Die Acorus calamus Blätter werden in Europa eher selten zubereitet.
Die klassische Konsumform ist die Zubereitung von Kalmus Tee. Eher speziell, dafür aber eine echte Tee Alternative ist die Zubereitung von Kalmus Wein.
Kalmus Tee
Die Zubereitung von Kalmus Tee ist nicht sonderlich kompliziert. Je nachdem was man erreichen möchte geht man bei der Dosierung vor. Wollt Ihr eine leichte euphorische und stimmlierende Wirkung erreichen, so genügen 1 bis 2 Teelöffel, solle es in die Richtung Halluzinationen gehen, müsst Ihr schon mindestens 4 bis 5 Teelöffel des Krauts nutzen.
Gebt also die gewünschte Dosis in eine Tasse und übergießt das Ganze mit heißem Wasser. Nach eine Ziehzeit von 5 – 10 Minuten könnt ihr den Kalmus Tee konsumieren. Da der Geschmack von Kalmus als eher unangenehm einzustufen ist, sollte man den Tee mit Honig oder Zucker verfeinert. Ebenso lässt er sich in Kombination mit Guarana, Kolanuss sowie anderen belebenden Kräutern konsumieren.
Kalmus Kauen
Das Kauen von Kalmus ist besonders in Südamerika beliebt. Hier werden ganze Stücke der Kalmuswurzel gekaut. Die gewünschten Effekte treten so nicht nur schneller auf, das Kauen der Heilpflanzen liefert einen erfrischten Atem als Nebenprodukt.
Alternative Konsumformen und Kalmus Wein
Wer auf den gewöhnungsbedürftigen Geschmack des Kalmus verzichten will, kann sich auch Kalmus Pulver – Extrakte bestellen und diese mit verkapseln.
Wie bei vielen anderen Heilpflanzen auch, lässt auch ein Kalmus Wein herstellen. In der Volksmedizin wird dieser Wein als stärkender und belebender Trank sowie zur Bekämpfung von Übergewicht eingesetzt.
Das Vorgehen zur Kalmus Wein Herstellung ist ebenfalls relativ einfach. Man benötigt ca. 50 – 100 g Kalmuswurzel und gibt diese zu einem Liter Wein. Die Flasche muss anschließend Luftdicht verschlossen und für 2 Wochen dunkel gelagert werden.
Nachdem die 2 Wochen rum sind, wird das verbliebene Pflanzenmaterial abgeseiht, fertig ist der Kalmus Wein. Ihr sollten das Gebräu stets dunkel und kühl lagern. Eine Dosis sollte 100 – 150 ml nicht überschreiten.
Wer Probleme mit Pulver oder zerkleinerten Kalmus hat, kann sich auch Kalmus Öl besorgen. Dieses ist sehr starkt konzentriert und muss deutlich niedriger dosiert werden. Ihr könnt das Öl einfach verschiedene Getränke oder Speisen tun um es aufzunehmen.
Kalmus wurde von indigene Völkern auch zum verräuchern genutzt. Diese haben den Rauch inhaliert und stimulierende, klärende, aphrodisierende, euphorisierende, stimulierende und leicht spirituelle sowie halluzinogene Wirkungen zu erzielen. Die Kalmuswurzel wird dabei in Räucher-Ritualen über einer mit Kohle gefüllten Räucherschale verbrannt.
Auch im Vaporizer kann man Kalmus (Acorus calamus) konsumieren, die Vaporizer Temperatur sollte dabei 150°C bis 175°C nicht überschreiten.
Schildert uns Eure Erfahrungen mit Kalmus. Tripberichte sind bei uns immer willkommen, genauso wie zusätzliche Informationen. Ab in die Kommentar mit eurem Wissen!